02. bis 10.08.2014

 Die Radler auf der Via Claudia von Ehrwald zum Gardasee

 

Die erste Besprechung für unsere Tour fand am 02.02.2014 natürlich beim Cook statt. Da wir damals noch völlig unerfahren waren nahmen wir die Hilfe von James Appl gerne an, der die Strecke von Ehrwald zum Gardasee schon gemeistert hatte. Leider machte sich James viel Arbeit und konnte dann nicht mitfahren. (An die Goasmaßen kann ich mich gar nicht mehr erinnern!)

Im August wollten wir fahren es war noch so lange hin,

doch die Zeit verflog und schon galt es die letzten Vorbereitungen zu treffen.

Hier sieht man die Verladegruppe am Tag vor der Abfahrt. Die Männer um Sportdirektor Manni dachten sie hätten gute Arbeit geleistet doch dann kam Teammanager Erwin und hatte natürlich andere Vorstellungen.

Bereits hier wurde es offensichtlich, was sich später noch rächen sollte: Die unzureichende Abgrenzung der Kompetenzbereiche!

Unser Fahrzeug mit Anhänger. Erwin legte die meisten Kilometer damit zurück und fuhr einwandfrei. Der Transporter machte vieles einfacher: Wir konnten ohne lästiges Gepäck fahren und hatten z. B. immer eine Handlungsoption bei Raddefekten. Fahrtechnisch klappte alles wunderbar......

...... was man jedoch von Erwins Abfahrplan nicht behaupten konnte - ein Desaster!

Die geplanten Abholzeiten wichen von den tatsächlichen um bis zu 14 Minuten ab! Wir waren noch nicht richtig abgefahren als bereits Stimmen laut wurden, die Erwin den Rücktritt nahe legten!

Wie sollte das nur gut gehen? Manche waren über den Knebelplan, so wurde Lallos Zeittafel auch genannt, sehr erbost. Wie kam dieser Plan ohne gemeinsamen Beschluss zu stande?

Nur langsam legte sich der Ärger. Mit jedem Kilometer den wir näher an die sonnenumstrahlten Alpen kamen übernahm die Vorfreude aufs Radfahren die Oberhand.

In Ehrwald empfing uns die Zugspitze mit herrlichem Wetter. In diesem verregneten Sommer hatten wir während der ganzen Tour absolutes Wetterglück. Nach einem kräftigen Frühstück gings los - endlich aufs Rad. Wir fahren ca. 500 Meter und an der ersten Kreuzung sind wir bereits falsch - wo ist die Via Claudia? Nach einigen Runden finden wir endlich den richtigen Weg.

Der nächste hohe Radler steht in der Kritik: Streckenchef Manni!

Aber unserem Sportdirektor kann die Kritik nichts anhaben, zu viele Verdienste hat er sich bereits für die Radler erworben.

Auf dem vom Regen aufgeweichten Waldweg geht es über 200 Höhenmeter (Hm) zum Fernpass hinauf. Vorbei an den anderen Radlern, die im Gegensatz zu uns, ihr gesamtes Gepäck mitschleppen müssen. Vom Fernpass haben wir eine tolle Aussicht auf die Raststation, das Schloss und die Seen. Auch den Stau auf der Fernpassstraße sehen wir. Gut, dass Manni sich verfahren hat, denn die Originalroute wäre dort verlaufen! Erwin hatte inzwischen den Transporter vorgefahren und kam uns auch schon entgegen - super unser Plan ging auf und gemeinsam gingen wir die lange Abfahrt an.

Nach einer verdienten Einkehr ging es ca. 15 km relativ flach zum Schloss Tarrenz. Dieser Ort zog uns magisch an, jedoch nicht wegen seiner geschichtlichen Bedeutung, sondern wegen der Brauerei mit Namen "Biermythos", der sich dort befand. Kaum waren wir da ging ein Platzregen nieder, den wir so völlig trocken überstanden. Das erste mal erlebten wir welche Mengen unsere Junioren, Manuel und Maxi, essen konnten. Erwin zelebrierte seine Ankunft mit dem Bus in dem er zuerst an der schwierigsten Stelle einparkte und uns dann mit der Behauptung erheiterte er habe sich etwas verfahren und sei schon an der Schneegrenze gewesen! Für mich als Kulturbeauftragten ist dieser Ort ein besonderer, denn auf lange Zeit war er der einzige von mir vorgeschlagene Besichtigungspunkt, der auch besucht wurde. An den weiteren ca. 50 wurde locker vorbeigefahren (ein Wirtshaus wurde jedoch nie links liegen gelassen)!

Zum Bild: Als Walter weg war trank ihm Manuel das Bier aus. Was tun damit es der Vater nicht merkt? Clever stellt Manuel das fast leere Glas so hin, dass es hinein regnet. Doch dazu ist unser Bereichsleiter Technik zu ausgeschlafen und roch den Braten!

Mit unserer Abfahrt vom Schloss Tarrenz hörte auch der Regen für die ganze vor uns liegende Tour auf. Weiter ging es auf schönen geteerten Radwegen Richtung Imst. Als sich die Gruppe teilte weil das Tempo zu hoch war gab es von Manni einen Anschiss und das Tempo passte wieder. Er war wirklich unser Sportdirektor: Bei Fragen zur Strecke, Tempo usw. gingen die Blicke gerne zu ihm und Manni traf eine kluge Entscheidung. Wenn man jedoch eine kleine Schwächephase hatte und meinte sich vertrauensvoll an ihn wenden zu können bakam man immer dasselbe zu hören: "Treten, treten immer treten!"

Ein Wort zu den Essgewohnheiten: Dass Maxi und Manuel ungefähr das Doppelte von uns anderen aßen wurde schon erwähnt. Sie dankten dies ihren Vätern mit einer tadellosen Leistung. Sie waren voll akzeptiert und anerkannt und bewältigten die Tour mit einem Lächeln.

Genervt von unserem ständigen Blödeln beim Essen sagte Hans einmal in die Runde: "Einfach mal die Klappe halten!" Er hatte recht.

Ein Highlight der ganzen Tour war Erwins Tischsittenvortrag:

Uns war durchaus bekannt, dass das Besteck von außen nach innen weg genommen wurde. Doch bei der Suppe wurden unsere Augen groß: Der Teller geht zum Löffel! Dabei spreizte er den kleinen Finger so nobel ab, dass wir Unwissenden nur so staunten.

Etwas gelitten hat die Bewunderung für unsere Tischdame allerdings am Ende der Lehrvorführung, als Erwin seine Stoffserviette in die Bratensoße seines Tellers warf. Unsere Äuglein waren immer noch auf das Vorbild geheftet, als der Wirt an unseren Tisch kam. Er schimpfte Erwin, "das tut man nicht oder machst du das zu Hause auch?"
Wir waren schon so weit von zu Hause weg und unser Teammanager hatte schon wieder eine neue Idee.

Eine schöne erste Unterkunft hatten wir im Jägerhof Zams. Der Ausblick von der Terrasse entsprach etwa dem Bild links. Wir zogen die Aufmerksamkeit der anderen Gäste wegen unserer lauten Diskussionen auf uns. Die Aufmerksamkeit der Bedienung zog Manni auf sich, als er sie doch tatsächlich fragte: "Was ist denn das Weiße auf dem Berg?" Er bekam sogar eine ordentliche Antwort, dass das der Rieffergletscher sei. Nach dem Essen wollten wir noch eine Verdauungsrunde gehen. Wir kamen ca. 100 m, dann saßen wir wieder in einer Kneipe und tranken noch ein Bierchen!

Der Ort auf dem Foto ist das Schnapsbrennerdorf Stanz.

Stanz hat 150 Haushalte und 54 Brennereien. Es ist unglaublich aber einige Radler fragten doch tatsächlich ob wir den Abstecher nach Stanz und die 300 HM wirklich machen sollten! Unser Sportdirektor regelte das und wir kämpften uns am Sonntagmorgen hinauf (die leckeren Kleingetränke ständig vor dem inneren Auge). Als wir oben waren hatten alle Brennereien zu und wir standen vor der Dorfkirche, die gerade alle Gläubigen zusammen rief. Einen Kirchgänger fragten wir ob nicht vielleicht eine Brennerei offen hätte. Der freundliche Mann lief sofort los und verständigte einen Stanzer, der eine Schnapsprobe extra für uns machte. Die Brennrechte stammen noch von Kaiserin Maria Theresia aus dem Jahr 1717. Der Schnaps ist so gut wegen der vielen Sonnenstunden, die die "Zwetschken" in Stanz haben. Aber auch weil 80 % der Früchte entkernt werden. Der Rest ist für die Gärung erforderlich. Schöner Abstecher, beschwingt setzten wir unsere Fahrt fort.

Nach kurzer Zeit waren wir am Inn, der uns nun auf guten Fahrradwegen längere Zeit durch eine herrliche Landschaft begleitete. Die Stein- und Sandstrände luden uns zu Pausen ein.

Ein Radler machte einen taktischen Fehler. Er erzählte uns, dass er beim Hofer einkaufen wollte und sich noch freute, dass so wenig los war. Bis er merkte, es ist ja Sonntag - er musste sich einiges anhören.

Von Landeck aus mussten wir ca. 300 HM überwinden um zur Ortschaft Martina im Kanton Graubünden, Schweiz zu radeln. Auch eine lange Abfahrt mit üblem Gegenwind lag vor uns.

Im Ort gab es nur ein Lokal, das ein Lehrer mit seinen drei Kindern als Familienprojekt betrieb. Die Verständigung für die Bestellung war nicht einfach. Ein Kind nach dem anderen brachte uns die Speisen und ging dann auf die Wiese zum Fußball. Erfreut stellten wir fest: Die Bierflasche hatte 0,58 Liter! Bei der Senfbestellung fragte ein Kind "Brauchsch mehr?" Was wir als "brauchst Schmier?" verstanden. "Die sagen zum Senf Schmier" so unsere voreilige Feststellung, die sich aber bald aufklärte. Schließlich verließen wir die sympathischen Schweizer und machten uns auf zum letzten Tagesstück.

Nun galt es 400 HM zu überwinden. Während sich Maxi und Manuel spielten mussten einige Alte kämpfen. Auf der Norbertshöhe war zunächst ein schönes Lokal zur Einkehr und zu unserer Überraschung ein äußerst gepflegter Fußballplatz.

Unser nächstes Hotel in Nauders lag nun nur noch eine kurze Abfahrt entfernt und wir hatten den zweiten Tag geschafft.

Nach einererholsamen Nacht wurde ich wach, schaute zu unserer Balkontür und da stand - Erwin! Wie lange er da schon stand und wartete weiß ich nicht. Bereits nach einer halben Stunde waren wir bester Laune und auf perfekten Radwegen am Reschenpass. Natürlich musste am berühmten Kirchturm des überfluteten Ortes ein Foto gemacht werden.

Rechts: Tolles Foto unseres  Sachverständigen für Sport!

Nun lag eine der schönsten Strecken vor uns: Hinab vom Reschenpass nach Südtirol. Mit jedem Kilometer wurde es wärmer. Mit der Wärme stieg unsere Stimmung. Erwin sorgte wieder für Erheiterung als er einen Südtiroler auf englisch etwas fragte, dessen entschuldigende Antwort war: "Ich kann leider kein englisch nur italienisch und deutsch!"
Glurns im Vinschgau wird auch das Rothenburg Südtirols bezeichnet. Ich nötigte die Radler zu einer Stadtführung mit Rad. Leider standen wir mehrmals vor gesperrten Straßen.

Mitten auf freier Strecke bauten einige Südtiroler gerade ein Weinfest auf. Natürlich machten wir bei den freundlichen Leuten Rast.

Gestärkt ging es weiter durch kilometerlange Apfelplantagen in Richtung Algund / Meran. Es wurde auch richtig warm um die 30 Grad. An unserem 3. Tag sind wir fast 100 km gefahren, allerdings viel bergab.

Einziger Wermutstropfen war die ungastliche Unterkunft dieses Tages, es sollte die einzige bleiben.

Bisher waren wir von unserer ersten längeren Radtour absolut begeistert. Doch was wir nicht für möglich hielten der beste Tag stand uns an diesem Mittwoch erst noch bevor!

Zuerst staunten wir über die wunderschöne Landschaft um den Kalterer See. Da wir Zeit hatten entspannten wir uns in dem herrlichen Naturbad. Am gleichen Abend gab Kim Wild ein Konzert am Kalterer See. Zu diesem Zweck stand sie nur wenige Meter von uns entfernt und gab ein Interview. Hans rief ihr zu und sie winkte ihm schüchtern, wie einem alten Bekannten zurück. Auch mit Kims Vorband hatten wir noch einigen Spaß. Als wir nach kurzweiligen Stunden im Hotel waren hörten wir vom Dorfplatz vertraute Klänge. "LOUD" eine erstklassige AC / DC-Coverband spielte groß auf und wir konnten diesen Sahnetag auch noch mit feiner Rockmusik abschließen!

Am letzten Tag lagen 130 km vor uns. Davon fast 40 km an der engen und verkehrsreichen Uferstraße des Gardasees. Hans dachte wieder voraus und wir fuhren den Vormittag diszipliniert im Windschatten. Die anderen Radler schauten nicht schlecht wenn unser Zug an ihnen vorbei flog. Auch heute war es eine Freude auf den perfekten Radwegen der Via Claudia zu fahren. Gegen 14 Uhr erreichten wir den Gardasee und gegen 16 Uhr waren wir am Hotel.

Die Freude war groß, dass alles so perfekt geklappt hatte. Ein kühles Getränk und dann in den Hotelpool. Prima Plan, doch kaum war ich im Wasser als ein kleiner Junge laut rief: "Mama, jetzt hab ich in den Pool gepinkelt!" Das war mir aber dann auch schon egal. Das Hotel Internazionale in Torri del Binaco war in Ordnung, drei Tage entspannten wir uns dort. Einen Regenvormittag verkürzten wir uns durch ein Wasserballspiel, das ganz schön anstrengend war. Auch zwei schöne Radausflüge, die uns wegen der ordentlichen Anstiege ganz schön forderten, absolvierten wir noch.

Viel zu früh ging es wieder heim, aber diese Radtour wird uns in Erinnerung bleiben!